Geschichte

Albert Einstein
Emanuel Lasker
Ernst Troelsch
Fritz Lang
Gustav Gründgens
Gustav Stresemann
Herbert von Karajan
Lise Meitner
Max Liebermann
Max Reinhardt
Paul Löbe
Romano Guardini
Theodor Heuss
Thomas Mann
Tilla Durieux
Wilhelm Furtwängler
Walther Rathenau
Willy Brandt

Willkommen auf den Seiten der Lessing-Hochschule zu Berlin.

Der große Philosoph und Soziologe Max Scheler hat der Lessing-Hochschule vor 75 Jahren ein - gerade heute wieder - bedenkenswertes Wort ins Stammbuch geschrieben:
"Was uns notwendig wäre, sind Einrichtungen nach der Art des neben der Sorbonne in Paris bestehenden 'Collège de France', ein Institut, in dem die stärksten geistigen Synthetiker der Nation sich an die höchstgebildete Schicht von Frankreich wenden. An alle Gebildeten überhaupt - nicht nur an Studenten - sollten sich diese Personen wenden. ... Eine Mehrheit solcher höchsten Bildungsinstitute, unabhängig von der Universität oder doch nur in losem Verbande mit ihr, mit prinzipiell wandelbarer Besetzung, bei der auch der ausgedrückte Wunsch der Zuhörerschaft eine gewisse Rolle spielen könnte, wäre hierfür zu empfehlen. Es ist charakteristisch, dass sich die Berliner Lessinghochschule, die bis vor dem Kriege kleinbürgerliche Bildungsbedürfnisse durch eine hierzu passende Lehrerschaft befriedigte, in letzter Zeit gerade in dieser Richtung umgebildet hat. Junge und ältere Menschen aller Stände hören hier die bedeutendsten Synthetiker der Berliner Universität." - (aus: Die Wissensformen und die Gesellschaft, Leipzig 1926)

Unserem Bildungswesen fehlen in der Tat Einrichtungen auf Universitätsniveau, die - "unabhängig von der Universität oder doch nur in losem Verbande mit ihr" - eine ganzheitlich-synthetische Bildung anstreben und ein dialogisches und interaktives wissenschaftliches Studium jenseits von Fächergrenzen anbieten und pflegen. Ein solches, die Vielfalt, Dezentralität und Humanität des Denkens und Handelns erst ermöglichendes Bildungsangebot ist um so wichtiger, je einseitiger Produktion und Verwertung von - möglichst patentierbaren - Wissensgütern in der Entwicklung des allgemeinen Hochschulwesens betont und belohnt werden.

Unser Bildungswesen selbst muss dringend auf den Prüfstand öffentlicher Diskurse. Bildung ist kein privates Gut - sie wird es auch dadurch nicht, dass sie privat finanziert und organisiert wird. Das Schicksal des Bildungswesens betrifft uns alle. Die Lessing-Hochschule versteht sich als ein öffentliches Forum, das mehr und mehr von der privaten Initiative wacher, verantwortungsbewusster und deshalb "höchstgebildeter" Bürgerinnen und Bürger getragen wird die das Ihre dazutun, den Druck der Öffentlichkeit groß genug werden zu lassen, um auch die Politik beim Umsteuern im Bildungswesen angemessen zu beteiligen.

Vor genau 100 Jahren erschien das erste Vorlesungsverzeichnis der Lessing-Hochschule. Das wollen wir gemeinsam feiern. Zugleich werden wir Schritt für Schritt die Lessing-Hochschule als öffentliches Forum behutsam und umsichtig aufbauen. Diesen Aufbau begleiten erste neue "propädeutische" Studienangebote, aber auch jene Kurse und Veranstaltungsreihen, die das traditionelle, anspruchsvolle Lehrangebot weiter pflegen. Wir wünschen allen Studierenden und Förderern unserer "Bildungshochschule" (Max Scheler), dass sie sich bei uns wohlfühlen, weil sie sich einer wichtigen - vielleicht der wichtigsten - demokratischen Herausforderung stellen.
Die Hochschulleitung


Berühmte Lehrer der Lessing-Hochschule

Namhafte Vertreter des staatlichen, politischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Lebens der Zeit beglaubigten mit ihrem Einsatz den ungewöhnlichen Ruf und die seltene Offenheit dieser Bildungsinitiative. Zur renommierten Dozentenschar der Lessing-Hochschule zu Berlin zählten bis 1933 u.a.:

Alfred Adler
Willy Brandt
Benedetto Croce
Tilla Durieux
Albert Einstein
Wilhelm Furtwängler
Gustav Gründgens
Romano Guardini
Theodor Heuss
Carl Gustav Jung
Herbert von Karajan
Fritz Lang
Emanuel Lasker
Max Liebermann
Paul Löbe
Thomas Mann
Lise Meitner
Hans Pfitzner
Walter Rathenau
Max Reinhardt
Max Scheler
George Bernard Shaw
Werner Sombart
Gustav Stresemann
Paul Tillich
Ernst Troelsch
Heinrich Wölfflin

100 Jahre Lessing-Hochschule -
Eine im Bewährten gründende Vision für die Zukunft.


Vor genau hundert Jahren, im Herbst des Jahres 1901, betrat die Namens- und Vorbildgeberin der heutigen Lessing-Hochschule zu Berlin mit der Präsentation ihres ersten Vorlesungsverzeichnisses die bildungspolitische Bühne. Diese neue Bildungseinrichtung auf Universitätsniveau gehörte seitdem zu den geistigen und kulturellen Zentren im Berlin der Weimarer Republik.

Kaum jemand in Berlin erinnert sich heute noch an die glanzvolle Vergangenheit dieser Hochschule, an der international angesehene Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Max Scheler, C. G. Jung und Georg Simmel, Thomas Mann, Carl Zuckmayer und Stefan Zweig, Theodor Heuss, Gustav Stresemann und Werner Sombart, Lise Meitner, Helene Stöcker und Mary Wigman, Romano Guardini, Paul Tillich, Fritz Lang, Gustav Gründgens, Max Reinhardt, Fritz Kortner, Benedetto Croce, George Bernard Shaw u. v. m. gelehrt und gewirkt haben.
Ihre heutigen Nachfolgeeinrichtungen in Berlin und Meran werden mit einer hochrangigen Ringvorlesung an die bedeutendsten Lehrer der älteren Lessing-Hochschule erinnern. Den großen Lehrern an diesem kleinen "Harvard", unter ihnen acht Nobelpreisträger, wird man weniger durch eine postume Laudatio gerecht als vielmehr durch die kritische "Aneignung" im Horizont des zeitgenössischen Bewusstseins: Würdigen durch Vergegenwärtigen. Wenige Wochen vor der nationalsozialistischen Machtergreifung hielt Albert Einstein im Hörsaal der Lessing-Hochschule in Berlin zum letzten Mal eine Rede. Darin heißt es, das "geistige Niveau" unserer Zeit sei bedroht: "Übertriebene Wertschätzung körperlichen Sportes, ein Übermaß von groben Eindrücken, welche die Komplizierung des Lebens durch die technischen Erfindungen der neuesten Zeit mit sich gebracht hat, die durch die Wirtschaftsnöte erzeugte Verschärfung des Kampfes ums Dasein, Verrohung des politischen Lebens - alle diese Faktoren wirken einer Vertiefung der Persönlichkeit und dem Streben nach wirklicher Bildung entgegen, geben unserer Zeit das Gepräge des Rohen, Ungeistigen, Oberflächlichen."

Kein Schelm, wer Böses dabei denkt! Denn leider sind die Parallelen und Ähnlichkeiten - im Visavis solcher Zitate - zu Personen und Ereignissen der jüngsten Zeitgeschichte nicht ganz zufällig. Umfassende Bildung, die über das spezialisierte Fächerstudium hinaus der fächerübergreifenden Begegnung mit den Wissenschaften, Künsten und Religionen bedarf, ist gerade heute eine Kernaufgabe für "eine neue Bildungsreform, die sich nicht darauf beschränkt, Erkenntnisse der Organisationslehre und der Betriebswirtschaft auf Schulen und Hochschulen zu übertragen" - so Bundespräsident Johannes Rau in seiner Rede vor dem Bildungsforum.

Der Mensch ist das Wesen, das nicht einfach lebt, sondern sein Leben führt. Dafür bedarf er der Bilder und Vor-Bilder, der Gedanken und der exemplarischen Antworten aus Geschichte und Gegenwart, die ihm die Möglichkeit des Vergleichens und der Befremdung eröffnen. Ein selbstbestimmtes Leben, ein Leben, so geführt, "dass es zu denken gibt" (Rüdiger Safranski), kann sich nur mit der Anstrengung des Gedankens wider die gnadenlosen Folgen der Trivialisierung in Mode und Werbung, in Meinungs- und Konsummedien zur Wehr setzen. Nicht ein Mehr an Informationen macht frei, sondern Bildung. Nur Bildung lehrt uns, zuverlässig zu wissen, was wir nicht zu wissen brauchen - ohne unter permanenter Informationsangst zu leiden. Innere und äußere Gelassenheit zu den Dingen verdanken sich jener positiven Ignoranz und zielgeführten Wahrnehmungsverweigerung, zu denen allein Bildung befähigt.

Mit unserer Erinnerung an die hundertjährige Geschichte der Lessing-Hochschule in prominent besetzten Ringvorlesungen in Berlin und Meran weisen wir nicht nur auf eine glorreiche Vergangenheit zurück. Mit unseren Jubiläumsveranstaltungen wollen wir zugleich Maßstäbe setzen für das neue akademische Studienprogramm, für den Aufbau eines europäischen Bildungsnetzwerkes und für künftige wissenschafts- und bildungspolitische Dienstleistungen, der Lessing-Hochschule.